Lenz und Leu / Krypton (Rockmesse / Rock, 1972 - 1974)
Der Drummer meiner allerersten Band, Franz Bergmann, brachte unseren Bassisten Raimund Lautner und mich mit dem klassischen Organisten Manfred Schwedler zusammen, der eine katholische Rockmesse komponiert hatte. Wir probten monatelang bei Franz im elterlichen Dachboden. Bald stieß noch der Querflötist Ulrich Dobertin zu uns. Manfred war Grafiker von Beruf und in seinem Heimatort Wolfratshausen ein bekannter Maler. So entwarf er für unsere Auftritte das untenstehende Plakat. Es hängt fast 40 Jahre später noch bei uns im Flur gegenüber der Garderobe, wie man gut sehen kann ;-).
Unsere erste Messe fand im Sommer 1973 in der Puchheimer Pfarrkirche St. Josef statt. In der Kirche war es ars**kalt, und so bat ich meine Eltern, mir von zu Hause die Heizsonne zu holen. Die stand dann strahlend vor der Band. – Durch mein Vorpraktikum für das Studium bei der Firma Allsound Elektronik in München-Pasing hatte ich Vorteile im Einkauf von Instrumenten, Equipment und Bauteilen. Unter anderem schaffte ich mir ein Allsound-Leslie-Kabinett an, welches in der Rockmesse das Gitarrensolo wiedergeben sollte.
Das Leslie stand fernab von der Band hinter einem großen Pflanzkübel versteckt und war somit für die Zuschauer nicht sichtbar. Mittels eines Überblend-Fußpedals wanderte also der Gitarrenton langsam von der Mitte zur Seite der Kirche. Es war eine Freude zu sehen, wie alle Köpfe völlig baff langsam zur Seite wanderten, um zu ergründen, wo nun die Töne herkommen. – Diese Idee hatte sich dann wohl ein gewisser Herr Gilmour von mir abgeguckt ;-)
Die zweite Messe war in einer Kirche in Wolfratshausen. Ich weiß nur noch, dass ich mir vorher in einer Eisdiele den Ranzen mit mehreren Portionen Blaubereis vollschlug. An die Messe selbst erinnere ich mich leider nicht mehr.
Die Messe war uns nicht genug, und wir beschlossen die Gründung einer Rockband unter dem Namen Krypton. Der erste Gig war beim Speedway-Rennen in Olching, wo wir ca. 10.000 Zuschauer in den Rennpausen musikalisch unterhalten sollten. Vier Tage vor dem Auftritt teilte Raimund uns mit, dass er wegen einer Phobie vor so vielen Menschen nicht spielen könne! Panik war angesagt, und wir holten uns den Gitarristen Walter Jecho an Bord, mit dem wir tagelang probten.
Irgendwie hat der Auftritt geklappt. Franz musste noch mal nach Hause seinen Hocker holen und kam 5 Minuten zu spät (war eine Spezialität von ihm ;-). Die Anlage war viel zu schmächtig für die riesige Fläche, und Walter behandelte den Bass so wie eine Heavy Metal-Gitarre... Was waren wir froh, als es vorbei war. Immerhin hatten wir es auf die Rückseite des Allsound-Katalogs geschafft, leider mit Fachhändler-Stempelfeld und mieser Druckqualität:
Das Programm bestand aus Rock- und Latin-Rock-Stücken; ich weiß nicht mehr welche. Dabei war eine geniale Fassung von Don't let me be misunderstood
– orgellastig (vergleichbar mit July morning
von Uriah Heep) und im Zwischenteil an die Gruppe Renaissance erinnernd. Seit Mitte der 90er Jahre bis heute versuche ich das Original ausfindig zu machen, aber in den Hunderten Suchergebnissen war es bisher nicht dabei.
Irgendwie sind wir dann zur Sängerin Thea Lichtenauer gekommen, bald darauf zu einer zweiten namens Monika (Nachname weiß ich nicht mehr). Wir spielten nun auch Stücke wie Thunder and Lightning
(Chi Coltrane), Wildes Wasser
(Juliane Werding) und Half breed
(Cher). Da es irgendwann ZA (Zickenalarm) gab, verabschiedeten wir Monika wieder. 1974 Löste sich die Band dann auf (keine Ahnung mehr warum); Franz und ich machten was Neues.
meine Hoyer Les Paul 1973