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Klaus-Günter Schultz · musikalische Beruf(ung)

Ensemble Neuma (gregorianischer Gesang, 1991 - 1992)

Für mittelalterliche und Renaissance-Musik hatte ich schon mit 20 ein Faible, was vielleicht daran lag, dass in meinen 8 Jahren Schulchor Matona mia cara sowie O la, o che bon eccho!, beide von Orlando di Lasso, einstudiert und dann im Sendesaal des SFB vorgetragen worden waren. Damals überlegte ich kurz, das Spiel auf dem Krummhorn zu erlernen. Das war jedoch absurd, denn aus Blasinstrumenten bekomme ich keine sinnvollen Töne heraus.

Neben meiner Band-Tätigkeit dachte ich immer wieder daran, in ein passendes Ensemle einzusteigen, aber in München wurde ich nicht fündig, und bei Der Kleine Kreis Freising anzufragen hielt ich für Größenwahn. 1980 träumte ich einmal, ich sei als Bassist bei Ougenweide eingestiegen – na, das wär's gewesen...

In Potsdam frisch angekommen fand ich im Sommer 1991 ein Gesuch für das Ensemble Neuma in Berlin. Zwar hatte ich keine Ahnung, was Neumen sind, doch ich fand das Projekt sehr spanndend, denn es ging um gregorianischen Gesang in der lateinischen Messe, und zwar nicht nach heutigen Noten, sondern nach den mittelalterlichen Neumen. Diese zu lesen und zu interpretieren bedurfte einige Zeit; heute könnte ich es nicht mehr.

Meine Mitsänger waren Peter Heinemann und Daniel Kurz, mit denen ich auch privat einiges unternahm. Zu den Frauen hatten wir wenig Kontakt, da es in der Liturgie kaum gemeinsame Stücke für Männer und Frauen gibt. Unser Leiter Peter Gutzeit (nicht identisch mit dem Hamburger Songschreiber) war ein Experte in Sachen Neumen sowie lateinische Liturgie und hatte viele Originalquellen unter anderem aus der Musikabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin gesammelt. Wir probten meist zu seinem Portativ.

Ich erinnere mich an drei öffentliche Auftritte: die Vorabendmesse am 23.11.1991 in der Herz-Jesu-Kirche in Zehlendorf, den Gottesdienst am Vorabend von Gaudete am 14.12.1991 in St. Annen in Lankwitz sowie die Ostermesse am 26.04.1992 ebenfalls in St. Annen.

Hier wurden die folgenden Stücke auf Kassette mitgeschnitten (leider in keiner guten Qualität): Dignus est agnus, Kyrie, Alleluia, Credo in unum deum, Ad honorem sempiterne, Sanctus, Agnus dei, Carita abundat in omnia sowie Benedicamus Domino (Portativ-Solo)

Aus irgendeinem Grund verließen Peter und ich das Ensemble Neuma im Frühjahr 1992 und suchten uns einen weltlichen Chor. Parallel dazu fand ich meine erste Band in der neuen alten Heimat.

Agnus Dei als Neumen

Neumen-Blatt Agnus Dei des Ensemble Neuma